Antrag für den Haupt- und Finanzausschuss am 9.9.2024

Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Flory, liebe Kathrin,

hiermit stelle ich im Namen unserer Fraktion Bündnis 90/Die Grünen folgenden Antrag zur

Beschlussfassung:

Der Haupt- und Finanzausschuss möge beschließen, den Tagesordnungspunkt „Nahwärmeversorgung des Schul- und Sportzentrums Bad Bergzabern – Beratung und Beschlussfassung über weitere Vorgehensweise“ nicht auf der nächsten, sondern übernächsten Verbandsgemeineratssitzung zu behandeln.

Begründung:

Es soll Zeit gewonnen werden, um ein ökologisch und ökonomisch besseres Anlagenkonzept zu

erstellen. Wir halten eine Wärmversorgung, die in der Grundlast auf der Verbrennung von

Holzhackschnitzeln basiert sowohl ökologisch als auch ökonomisch für ungeeignet.

Hier sind zu nennen:

• Massiver LKW-Verkehr zur Versorgung mit Holzhackschnitzeln

• Rauchgas und Feinstaub mit schädlichen Stoffen direkt in Schulnähe

• Massiver C02-Ausstoß in der Größenordnung von Braunkohleverbrennung, der erst in vielen

Jahren durch das Nachwachsen von Holz rechnerisch wieder kompensiert wird.

• Ökonomisches Risiko, da Holzhackschnitzel aus nachhaltiger Forstwirtschaft aller

Voraussagen aus Fachkreisen nach in den nächsten Jahren knapp und damit teuer werden.

Langfristige Zusagen für einen preisstabilen Holzhackschnitzelbezug sind unseriös und

wertlos.

Die bessere Lösung für die Wärmeversorgung ist eine kostengünstige Wärmepumpenanlage mit Wärmequelle Luft.

Die Vorteile sind:

• Die mit einer Wärmepumpe bereitgestellte Wärme kostet nur einen Bruchteil der Wärme

eines Hackschnitzelkessels.

• Das Klima in Bad Bergzabern ermöglicht bei gleicher Effizienz die Verwendung der

kostengünstigen Wärmequelle Luft gegenüber einer teureren Erschließung der Erdwärme

über Sonden oder Brunnen.

• Perspektivisch kann eigener, räumlich nah erzeugter Photovoltaikstrom für den Betrieb

genutzt werden, was ökonomisch und ökologisch sehr vorteilhaft ist.

• Der Anteil erneuerbarer Energien im öffentlichen Netz wächst ständig und macht die

Wärmepumpenlösung ohne weiteres Zutun zunehmend ökologisch verträglicher.

• Eine Wärmepumpe arbeitet wesentlich zuverlässiger als ein Hackschnitzelkessel und es sind

deutlich weniger Störungen zu erwarten. In vergleichbaren Fällen hat sich gezeigt, dass

Holzhackschnitzelanlagen im Betrieb wegen Störungen häufig durch die redundanten

Gaskessel ersetzt werden müssen.

Gleichwohl erkennen wir an:

• Dass nicht alle Wärmesenken in den an das Fernwärmenetz angeschlossenen Gebäude für

den Wärmepumpenbetrieb geeignet sind und schnell und einfach auf eine

Wärmepumpeneignung hin umgerüstet werden können.

• Dass das Fernwärmenetz kürzlich ertüchtigt wurde und vergleichsweise effizient betrieben

werden kann.

• Dass insbesondere im Bereich der Grundschule vor kurzem wesentliche Investitionen und

Investitionsentscheidungen getätigt wurden, die einen Anschluss an das Fernwärmenetz

voraussetzen und bei dezentralen Wärmepumpenlösungen zu einem „stranded investment“

führen würden.

• Dass die Sporthalle des Kreises derzeit eine wärmepumpenuntaugliche Vorlauftemperatur

von 90°C benötigt.

• Dass eine Förderzusage mit einem hohen Betrag für die Holzhackschnitzellösung existiert.

Die bisher vorgestellte Lösung, nun einfach wegen der genannten Hemmnisse auf die zwar einfach

machbare, aber schlechte Holzhackschnitzellösung im Grundlastbetrieb zu setzen, ist uns in Hinsicht

auf die gebotene Reduzierung des CO2-Ausstoßes zu unambitioniert. Wir schlagen daher eine

Überarbeitung des Konzeptes einer neuen Wärmeversorgung in der Heizzentrale vor.

Ziel dabei ist es, zwar die Wärmeversorgung bei tiefen Temperaturen im Winter mit einem

Holzhackschnitzelkessel sicherzustellen, aber im Sommer und der Überganszeit die ökologisch und

ökonomisch günstigere Wärmepumpenwärme zu nutzen. Der Einsatz der Holzhackschnitzel sollte

über die Zeit, mit sukzessiv durchgeführten Verbesserungen der Heizungen in den Gebäuden

zurückgedrängt werden. Dabei soll folgendes geprüft und ggf. geplant werden:

• Das Fernwärmenetz sollte im Sommer möglichst ausgeschaltet bleiben, notwendige

Wärmebedarfe für Warmwasser können dann dezentral elektrisch direkt und/oder über

Warmwasserwärmepumpen erfolgen.

• Falls es nicht sinnvoll ist das Netz im Sommer stillzulegen, sollte es wenigstens im Sommer

und den Übergangszeiten mit einer Wärmepumpenlösung in der Heizzentrale betriebenwerden. Die Warmwasserbereitung kann dann mit sogenannten Exergiemaschinen und

Boostern erfolgen. Ein multivalenter Betrieb mit einer Wärmepumpe im Grundlastbereich

einem Holzhackschnitzelkessel im mittleren Bereich und eventuell einem Gaskessel für die

extremen Spitzen und zur Redundanz, kann durchaus in der Vollkostenbetrachtung billiger

sein als der Betrieb nur mit Holzhackschnitzelkessel und Gasspitzenkessel.

• VG und Kreis sollten sich gegenseitig verpflichten alle Gebäude innerhalb von beispielsweise

7 Jahren wärmepumpentauglich zu machen. Das schwächste Glied in der (Heizungs-)Kette

bestimmt die Effizienz des gesamten Systems und bringt die einzelnen, bereits getätigten

Verbesserungsmaßnahmen der VG nicht zur Geltung. Das ist unsolidarisch. Die VG sollte

insbesondere darauf drängen, dass die hohe notwendige Vorlauftemperatur der Sporthalle

des Kreises reduziert werden kann.

• Als Sofortmaßnahme sollte darauf hingewirkt werden, dass der Kreis, bei seinen

nichtwärmepumpentauglichen Gebäuden in einer definierten Sommerzeit auf eine

Beheizung verzichtet und in einer definierten Übergangszeit mit verminderten, zu

definierenden Vorlauftemperaturen auskommt. So soll den Stadtwerken Rechtssicherheit

gegeben werden auch tatsächlich eine bivalente Lösung mit Hackschnitzelkessel und

Wärmepumpe im Sommer und der Überganszeit realisieren zu können.

• Das Freibad sollte komplett von dem Wärmenetz getrennt werden, sofern es nicht während

der Phase im Frühsommer, in der das Wasser erstmalig aufgeheizt wird, nicht mit

Wärmepumpenwärme aus der Heizzentrale betrieben werden kann. Eine Beheizung sollte

dann mit einer dezentralen Wärmepumpe erfolgen. Eine bivalente Beheizung über eine

zusätzliche Schwimmbadabsorberanlage, etwa auf dem Norddach der angrenzenden

Tennishalle sollte geprüft werden. Ebenso eine Abdeckung der Becken in der Nacht.

• Um die beste Lösung zu finden, müssen alle Lösungsvarianten in einem Cash-Flow-Modell

abgebildet werden. Nur so kann man die beste Lösung finden und entscheiden, ob eine

höhere Investition auch zu geringeren Vollkosten führt. Nur mit der Darstellung einen Cash-

Flow-Modell-Rechnung kann überhaupt eine vorgestellte Lösung bewertet werden und

unsere Zustimmung finden.

Mit freundlichen Grüßen

Bernhard Mertel

Fraktionsvorsitzender Bündnis 90 /Die Grünen