Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Flory, liebe Kathrin,
hiermit stelle ich im Namen unserer Fraktion Bündnis 90/Die Grünen folgenden Antrag zur
Beschlussfassung:
Der Haupt- und Finanzausschuss möge beschließen, den Tagesordnungspunkt „Nahwärmeversorgung des Schul- und Sportzentrums Bad Bergzabern – Beratung und Beschlussfassung über weitere Vorgehensweise“ nicht auf der nächsten, sondern übernächsten Verbandsgemeineratssitzung zu behandeln.
Begründung:
Es soll Zeit gewonnen werden, um ein ökologisch und ökonomisch besseres Anlagenkonzept zu
erstellen. Wir halten eine Wärmversorgung, die in der Grundlast auf der Verbrennung von
Holzhackschnitzeln basiert sowohl ökologisch als auch ökonomisch für ungeeignet.
Hier sind zu nennen:
• Massiver LKW-Verkehr zur Versorgung mit Holzhackschnitzeln
• Rauchgas und Feinstaub mit schädlichen Stoffen direkt in Schulnähe
• Massiver C02-Ausstoß in der Größenordnung von Braunkohleverbrennung, der erst in vielen
Jahren durch das Nachwachsen von Holz rechnerisch wieder kompensiert wird.
• Ökonomisches Risiko, da Holzhackschnitzel aus nachhaltiger Forstwirtschaft aller
Voraussagen aus Fachkreisen nach in den nächsten Jahren knapp und damit teuer werden.
Langfristige Zusagen für einen preisstabilen Holzhackschnitzelbezug sind unseriös und
wertlos.
Die bessere Lösung für die Wärmeversorgung ist eine kostengünstige Wärmepumpenanlage mit Wärmequelle Luft.
Die Vorteile sind:
• Die mit einer Wärmepumpe bereitgestellte Wärme kostet nur einen Bruchteil der Wärme
eines Hackschnitzelkessels.
• Das Klima in Bad Bergzabern ermöglicht bei gleicher Effizienz die Verwendung der
kostengünstigen Wärmequelle Luft gegenüber einer teureren Erschließung der Erdwärme
über Sonden oder Brunnen.
• Perspektivisch kann eigener, räumlich nah erzeugter Photovoltaikstrom für den Betrieb
genutzt werden, was ökonomisch und ökologisch sehr vorteilhaft ist.
• Der Anteil erneuerbarer Energien im öffentlichen Netz wächst ständig und macht die
Wärmepumpenlösung ohne weiteres Zutun zunehmend ökologisch verträglicher.
• Eine Wärmepumpe arbeitet wesentlich zuverlässiger als ein Hackschnitzelkessel und es sind
deutlich weniger Störungen zu erwarten. In vergleichbaren Fällen hat sich gezeigt, dass
Holzhackschnitzelanlagen im Betrieb wegen Störungen häufig durch die redundanten
Gaskessel ersetzt werden müssen.
Gleichwohl erkennen wir an:
• Dass nicht alle Wärmesenken in den an das Fernwärmenetz angeschlossenen Gebäude für
den Wärmepumpenbetrieb geeignet sind und schnell und einfach auf eine
Wärmepumpeneignung hin umgerüstet werden können.
• Dass das Fernwärmenetz kürzlich ertüchtigt wurde und vergleichsweise effizient betrieben
werden kann.
• Dass insbesondere im Bereich der Grundschule vor kurzem wesentliche Investitionen und
Investitionsentscheidungen getätigt wurden, die einen Anschluss an das Fernwärmenetz
voraussetzen und bei dezentralen Wärmepumpenlösungen zu einem „stranded investment“
führen würden.
• Dass die Sporthalle des Kreises derzeit eine wärmepumpenuntaugliche Vorlauftemperatur
von 90°C benötigt.
• Dass eine Förderzusage mit einem hohen Betrag für die Holzhackschnitzellösung existiert.
Die bisher vorgestellte Lösung, nun einfach wegen der genannten Hemmnisse auf die zwar einfach
machbare, aber schlechte Holzhackschnitzellösung im Grundlastbetrieb zu setzen, ist uns in Hinsicht
auf die gebotene Reduzierung des CO2-Ausstoßes zu unambitioniert. Wir schlagen daher eine
Überarbeitung des Konzeptes einer neuen Wärmeversorgung in der Heizzentrale vor.
Ziel dabei ist es, zwar die Wärmeversorgung bei tiefen Temperaturen im Winter mit einem
Holzhackschnitzelkessel sicherzustellen, aber im Sommer und der Überganszeit die ökologisch und
ökonomisch günstigere Wärmepumpenwärme zu nutzen. Der Einsatz der Holzhackschnitzel sollte
über die Zeit, mit sukzessiv durchgeführten Verbesserungen der Heizungen in den Gebäuden
zurückgedrängt werden. Dabei soll folgendes geprüft und ggf. geplant werden:
• Das Fernwärmenetz sollte im Sommer möglichst ausgeschaltet bleiben, notwendige
Wärmebedarfe für Warmwasser können dann dezentral elektrisch direkt und/oder über
Warmwasserwärmepumpen erfolgen.
• Falls es nicht sinnvoll ist das Netz im Sommer stillzulegen, sollte es wenigstens im Sommer
und den Übergangszeiten mit einer Wärmepumpenlösung in der Heizzentrale betriebenwerden. Die Warmwasserbereitung kann dann mit sogenannten Exergiemaschinen und
Boostern erfolgen. Ein multivalenter Betrieb mit einer Wärmepumpe im Grundlastbereich
einem Holzhackschnitzelkessel im mittleren Bereich und eventuell einem Gaskessel für die
extremen Spitzen und zur Redundanz, kann durchaus in der Vollkostenbetrachtung billiger
sein als der Betrieb nur mit Holzhackschnitzelkessel und Gasspitzenkessel.
• VG und Kreis sollten sich gegenseitig verpflichten alle Gebäude innerhalb von beispielsweise
7 Jahren wärmepumpentauglich zu machen. Das schwächste Glied in der (Heizungs-)Kette
bestimmt die Effizienz des gesamten Systems und bringt die einzelnen, bereits getätigten
Verbesserungsmaßnahmen der VG nicht zur Geltung. Das ist unsolidarisch. Die VG sollte
insbesondere darauf drängen, dass die hohe notwendige Vorlauftemperatur der Sporthalle
des Kreises reduziert werden kann.
• Als Sofortmaßnahme sollte darauf hingewirkt werden, dass der Kreis, bei seinen
nichtwärmepumpentauglichen Gebäuden in einer definierten Sommerzeit auf eine
Beheizung verzichtet und in einer definierten Übergangszeit mit verminderten, zu
definierenden Vorlauftemperaturen auskommt. So soll den Stadtwerken Rechtssicherheit
gegeben werden auch tatsächlich eine bivalente Lösung mit Hackschnitzelkessel und
Wärmepumpe im Sommer und der Überganszeit realisieren zu können.
• Das Freibad sollte komplett von dem Wärmenetz getrennt werden, sofern es nicht während
der Phase im Frühsommer, in der das Wasser erstmalig aufgeheizt wird, nicht mit
Wärmepumpenwärme aus der Heizzentrale betrieben werden kann. Eine Beheizung sollte
dann mit einer dezentralen Wärmepumpe erfolgen. Eine bivalente Beheizung über eine
zusätzliche Schwimmbadabsorberanlage, etwa auf dem Norddach der angrenzenden
Tennishalle sollte geprüft werden. Ebenso eine Abdeckung der Becken in der Nacht.
• Um die beste Lösung zu finden, müssen alle Lösungsvarianten in einem Cash-Flow-Modell
abgebildet werden. Nur so kann man die beste Lösung finden und entscheiden, ob eine
höhere Investition auch zu geringeren Vollkosten führt. Nur mit der Darstellung einen Cash-
Flow-Modell-Rechnung kann überhaupt eine vorgestellte Lösung bewertet werden und
unsere Zustimmung finden.
Mit freundlichen Grüßen
Bernhard Mertel
Fraktionsvorsitzender Bündnis 90 /Die Grünen